.. und ich auch nicht.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber trotzdem habe ich mich lange so gefühlt, als wäre ich es Freund*innen schuldig, immer für sie da zu sein. Noch schlimmer: Ich habe mich unterbewusst für ihre psychische Gesundheit verantwortlich gefühlt. Das ist nicht nur übergriffig, sondern für alle Beteiligten gefährlich.
Seit Jahren haben Teile meines Freund*innenkreises psychische Probleme – mich eingeschlossen – und (gute) Therapeut*innen waren und sind in vielen Fällen Mangelware. Es ist also sehr verständlich, dass man viel mit Freund*innen spricht und das ist an sich ja auch nicht schlecht. Ungesund wird es, wenn man davon ausgeht, dass andere Menschen sich immer alles anhören müssen (Grenzen akzeptieren und so) oder wenn man erwartet, dass Freund*innen stets Lösungen parat haben und sich dauerhaft um einen kümmern. Einerseits fehlt mir – und vermutlich eben auch den meisten von euch – jegliche Ausbildung, um Menschen mit psychischen Problemen zu helfen. Andererseits habe ich auch nur begrenzt Werkzeuge, um selbst mit möglichen negativen Folgen umgehen zu können.
Mittlerweile habe ich für mich gelernt, wann ich mich emotional abkapseln muss, um mich selbst zu schützen. Mir ist auch bewusst, dass ich Handlungen anderer Menschen nicht wirklich beeinflussen kann. Natürlich trifft es mich, wenn Freund*innen sich als Folge psychischer Probleme/Krankheiten verletzen oder es ihnen schlecht geht. Ich kann aber schlicht nichts dafür.
Diese Einsicht konnte ich auch erst in meiner Therapie verinnerlichen, aber sie hat mein Leben – und das meiner Freund*innen – um einiges vereinfacht und sorgt dafür, dass ich mittlerweile deulich weniger mitschwinge und unterm Strich besser für mein Umfeld und mich selbst da sein kann.
Die Anzeichen für psychische Erkrankungen können vielfältig sein. Wenn ihr das Gefühl habt, dass es euch über längere Zeit nicht gut geht, ihr niedergeschlagen seit, Schlafstörungen habt, keine Energie oder keinen Appetit mehr habt (natürlich gibt es mehr Symptome), sucht euch bitte professionelle Hilfe. Anlaufstellen können z. B. folgende sein:
- Telefonseelsorge (0800 1110111) https://www.telefonseelsorge.de/
- NummergegenKummer (116 111) https://www.nummergegenkummer.de/
- Ärztlicher Bereitschaftsdienst (116117) https://www.116117.de/de/index.php
Und bitte merkt euch, dass sich Hilfe zu suchen ein Zeichen von Stärke ist, nicht anders herum!